urlaub like someone’s caring: fuerteventura 2015

„wenn einer eine reise tut…“ der rest gilt natürlich auch für mich und nach längerer zeit gab es tatsächlich etwas in meinem leben, das den namen „reise“ verdient. ich gehe noch weiter: es handelte sich um einen urlaub. mit einigem drum und dran.

der erste sonnenuntergang #latergram #iseefaces

wie alles begann

ich war urlaubsreif. aber sowas von. 2014 habe ich erst rund um weihnachten mehr als sechs tage am stück urlaub gehabt. das war ein böser fehler. spätestens als ich ab mitte november an einem abend von freitag bis sonntag die innere migration als meinen bevorzugten zeitvertreib „zelebrierte“ (nach feiern war mir allerdings nicht zumute), war klar, dass im januar eine woche sowas von urlaub sein musste. der rest war prokrastination (deshalb nur 5 nächte) und bedürfnis nach sonne (deshalb kein belek). das trainingslager der roten teufel musste ohne mich auskommen. nach silvester habe ich dann fünf nächte r2 rio calma auf fuerteventura gebucht. faul in der sonne am pool herumliegen, war die absicht. auf den kanaren sollten es sein und von berlin aus ist mir kein günstigeres angebot aufgefallen. wobei günstig hier nicht zwingend im pekuniären sinne zu verstehen ist. aber es traf im högschden maße meinen ansprüchen.

das hotel

„diese karte müssen sie immer bei sich führen.“ einer der ersten sätze, während des check-in und trotzdem erschrecke ich mich auch beim vierten abendessen, als ich nach der getränke-bestellung nach meiner karte gefragt werde. mir sollte eigentlich klar sein, dass in einem speisesaal halber mensa-größe (referenz ist die mensa der tu freiberg… das sind ungefähr 1/158 saarland) das persönliche abgeht, aber gut.
ein anderer bemerkenswerter satz war (sinngemäß): „sie haben urlaub und den wollen wir ihnen auch angenehm schön machen,“ gesagt mit einem lächeln … kurz nachdem ich wegen meines parterre-zimmers den safe-schlüssel freigekauft habe. für 3€ am tag. das sind insgesamt 1,5 kisten beck’s. oder das waren 1,5 kisten beck’s. wer trinkt schon beck’s?!

das r2 rio calma befindet sich am nördlichen rand von costa calma. drumherum immobilieninvestitionswüste, aber das macht nix, denn das hotel mitsamt anlage ist prächtig und lädt ohne weiteres zum ständigen verweilen ein, wäre da nicht mein bewegungsdrang gleich nach der ersten hier verbrachten nacht.

das sogenannte gratis-wlan war allerdings eine zumutung. diese urlaubserfahrung relativiert die erwartungen am ausland, aber sie macht mich nicht weniger fassungslos ob der zustände in deutschland und in berlin. mehr freifunk wagen!
mit erschrecken musste ich an meinem letzten abend feststellen, dass das unterhaltungsprogramm (animation oder pianogeduddel an der jeweiligen bar) schon um 23 uhr beendet ist und ruhe herrscht. das dürfte allerdings nur außerhalb der saison so sein, wenn die rentner das hotel fest in ihrer hand haben. andernfalls hätte man sich die „kein alkohol“-hinweise an den pools sparen können.

aber damit hier kein falscher eindruck entsteht: im hotel habe ich mich wohlgefühlt. das personal war herzlich und im großen und ganzen aufmerksam, die räume waren sauber und hätte das wlan funktioniert, vielleicht sogar auf dem zimmer, wer weiß, ob ich dann überhaupt etwas vom tageslicht gehabt hätte?!

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das essen

jeder abend war ein guter grund, das veganer-sein noch etwas aufzuschieben. hier purzelten nicht die pfunde, aber mein innerer pescetarierer ganze mammutbäume. danke insel. als vegetarier hätte ich mich wohl um mein geld betrogen gefühlt, aber ich kann auch keinen salat wertschätzen. der fisch vom grill, ganz egal welcher, war pures gaumentango. bestimmt nicht auf dem niveau einer cordobar, aber ich bin hier ja auch nicht in berlin. die auswahl war üppig. ein abwechslungsreiches frühstück oder abendessen war sogar für einen rosinenpicker wie mich möglich. ohne schlechtes gewissen konnte ich auf vorspeisen, salat, pasta-gerichte, pizza und tatsächlich auch diverse paella-varianten verzichten und den rest mit genuss und bis zum völlegefühl verschlingen.

die menschen

manche menschen gingen auf mich zu, z.b. bei wlan-problemen in der hotellobby, aber ich habe so gut es ging einen großen bogen um sie gemacht. zweites menschen-highlight war im café berlin, wo ich ausnahmsweise – auch wegen der werbung auf deutsch – den mann hinter der theke fragte, ob ich auch auf deutsch bestellen könnte. er verneinte dies. als ich dann kuchen und kaffee verzehrend (endlich) gratis-wlan-nutzend im café saß, bekam ich mit, dass es natürlich sehr wohl auf deutsch ging. nun war mir klar, wieso es café berlin hieß.

das wetter

wechselhaft. das ist jahreszeitbedingt nunmal so üblich. das ist fakt und kein jammern auf hohem niveau. während berlin ganz winter-like endlich die bandbreite rund um 0°c auslotet, habe ich hier niesel, wind, bewölkung, sonne… bei teils angezeigten 23°c und manchmal innerhalb von 20 minuten. das geht hier total rund und nicht umsonst stehen bei costa calma an die 30 windräder. es gibt menschen, die sich beim urlaub im januar auf fuerteventura über den wind wundern. die schreiben das dann auch im kritischen ton auf hotel-bewertungsplattformen.

besagte menschen schreiben dann auch, dass das abgelegen gelegene hotel r2 rio calma, abgelegen liegt. dass das hotel übrigens nur deshalb abgelegen liegt, weil zwischenzeitlich eine immobilienblase geplatzt ist und dann war ja noch die sache mit der krise: geschenkt. aber ich schweife ab. ich habe „wechselhaft“ geschrieben, aber mehrfach im freien gefrühstückt. im januar. darüber hinaus habe ich an drei von vier tagen die beine im atlantik von wellen umspülen lassen. aufs wetter lasse ich hier nichts kommen.

anger zone #wavingflags

die scham reist mit

bis zu dieser reise zählte ich mich zu den personen, die zwar nicht die sprache eines landes beherrschen müssen, aber doch wenigstens „bitte“, „danke“, „entschuldigung“, „hallo“, „auf wiedersehen“ in für das land akzeptabler weise artikulieren können. außerdem hatte ich in der schule mal spanisch ag (nicht wegen der sprache, sondern wegen einer schwärmerei). alles vergessen. der versuch „bitte“ zu lernen, scheiterte am ober, der sich partout nicht bitten lassen wollte. das absolute menschen-highlight der vergangenen tage. im zweifel funktioniert hier aber alles prächtig auf englisch.

bonus: deutsche haben ein gutes gespür für ihresgleichen oder keine skrupel ihnen fremde menschen einfach in der muttersprache anzusprechen. ich bevorzugte es im zweifel auf englisch zu kommunizieren, hätte aber durchaus mein französisch auffrischen oder russisch, bzw. polnisch lernen können.

was ich gelernt habe

es war mein erster, aber das könnte auch mein letzter pauschalurlaub gewesen sein. nicht wegen des hotels, nicht wegen der sprache, nicht wegen der menschen, sondern wegen mir. meinetwegen.

auch wenn das der urlaub sein sollte, an dem ich nur herumliegen wollte und beinahe sogar all-inclusive gewählt hätte (hallo belek), war mir schon am ersten tag die bewegung näher als das sitzfleisch. das sollte ich beim nächsten urlaub beachten.
außerdem sollte ich niemals, nie, auf keinen fall mit dem urlaub zu lange warten. das ist es nicht wert. es ist ein offenes geheimnis, dass ich jede minute außerhalb berlins sehr schätze, also sollte ich mir dafür auch mehr zeit nehmen. ich bin viel spazieren gegangen. flanieren am strand ist nicht so meins, dachte ich, aber dreimal hatte ich eben die füße im meer. ein gefühl, dass mir gefehlt hat. ebenso fehlte mir das weiße rauschen, dass an der ostküste der insel nur sanfter ethnopop ist, im vergleich zum stoner rock an der westküste. dazwischen liegt ein gemütlicher spaziergang durch einen nationalpark, der als filmkulisse für island oder mondlandschaften dienen könnte.

https://www.flickr.com/photos/toco/16324148661/

geheimtipp

ich habe einige supermärkte in costa calma betreten. dass gleich der erste ein glücksfall war, fiel mir nach dem besuch des sechsten anderen supermerkado auf. im hipster hiperdino express gibt es allerlei zeugs und – im unterschied zu den anderen: cidre. das muss das little britain sein, in der angeblich deutschen südlichen inselhälfte. ich mag das. allerdings ist der supermarkt am andern ende der stadt. zumindest von meinem hotel aus betrachtet. direkt daneben: cafe berlin. ist so.

und wie ist das so? so alleine in urlaub zu fahren?

es ist garantiert nicht das, was ich früher von meinem 34-jährigen ich erwartet hätte. aber es ist nunmal realität. entweder ich entführe zukünftig freundinnen oder freunde für einen urlaub, finde mich mit der rolle als fünftes rad am wagen ab („nee, du störst echt wirklich nicht!“) oder ich gewöhne mich an den urlaub allein. so richtig. allein. deshalb war fuerteventura eine gute wahl. da sind viele rentnernde menschen. von denen sind auch einige allein. oder sie fühlen sich so. zugegeben, hier sind auch einige jüngere pärchen (selten ohne kind, ansonsten nicht weniger innig) und neben mir stiegen am hotel noch drei andere geringfügig jüngere menschen (weiblich) aus dem bus vom flughafen, aber meine weggefährten wissen, dass das nichts heißt, bzw. dass das zu nix führen muss und in der regel auch zu nix führt.

rundum

wer sich mal auf einer der terrassen vom r2 rio calma umsehen möchte:

… zwischen hotel und costa calma ist noch platz (für eine weitere panorama-aufnahme):

… oder darfs mal der rumdumblick an der ostküste sein?

… und an diesem punkt kann man die beiden küsten von fuerteventura am horizont erkennen:

… es werden vermutlich auch noch weitere fotos folgen. das dauert aber noch ein wenig.

tl;dnr

ich war im urlaub in costa calma auf fuerteventura und habe mich bestens erholt. doch das kam anders als geplant.

4 Gedanken zu „urlaub like someone’s caring: fuerteventura 2015“

Erwähnungen

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