Covid19 zieht einen ganzen Rattenschwanz von Problemen nach sich. Erst war das Klopapier knapp, dann die Hefe alle. Jetzt backt jeder sein eigenes Sauerteig-Brot und plant vernünftigerweise die kommenden Staycations 2020 in der eigenen Stadt, weil das mit den Sommerferien im Ausland mangels Impfung wohl keine gute Idee ist. Ach und dann gibt es in Belgien noch ein Problem mit den Kartoffeln. Die Schließung der Restaurants führt inzwischen dazu, dass die Kartoffellager bis zum bersten gefüllt sind.
Fritten sind als Belgisches Kulturgut weltweit anerkannt. Das Frittieren von Lebensmitteln wird in vielen Ländern praktiziert, aber bei Kartoffeln ragen die Belgier hervor. Das erste Rezept in einem belgischen Kochbuch datiert aus dem Jahr 1680. Sehr wahrscheinlich war die Herangehensweise damals eine andere. Heutzutage gilt: Zwei mal muss die Fritte ins heiße Fett, zunächst bei 160, dann 180°C, damit sie perfekt frittiert ist. Da allerdings die Restaurants geschlossen und die Straßen leer sind, kommt die Fritte aus der Frituur nicht in die Tüte. 750.000 Tonnen Kartoffeln, das ist ungefähr eine Tonne pro Saarländer*in, droht in Belgien die Vernichtung.
Es geht um Pommes (nicht nur) in Brüssel
Aus diesem Grund erfolgt von Seiten des Belgischen Kartoffelverbands der Aufruf an die Bevölkerung, zweimal pro Woche Fritten zu Essen. Was wohl so bedeutet, dass zuvor einmal pro Woche üblich war und weitere Fragen aufwirft. Wer nicht gerade einen Airfryer zur Hand hat oder gute Verbindungen zu einem Lieferservice ist allerdings aufgeschmissen, da die ersten Lockdown-Lockerungen spurlos an den Frituuren/Fritterien vorbeigegangen zu sein scheint. Maison Antoine oder Fritland, meine beiden bevorzugten Fritten-Versorger sind seit März dicht. Beim Spaziergang durch die Innenstadt galt das auch für die Frituuren an den neuralgischen Punkten, die selbst im Dezember ebenfalls von hungrigen Touristen belagert wurden. *update* Vom Fritland gibt es kein Update, aber Maison Antoine ist immerhin seit dem 1.5.2020 wieder geöffnet. *update*
Was also tun? Es ist an der Zeit, auf die Masse zu setzen und Tipps einzusammeln, wo man in Brüssel frische Fritten bekommt. Im politico-Newsletter wurde auf eine „crowdsourced list“ hingewiesen, in der geöffnete Frituren gesammelt werden. Diese Liste entpuppte sich als Twitter-Dialog und um das ganze etwas übersichtlicher zu bekommen, habe ich die Information in ein Google-Spreadsheet übertragen.
Inzwischen gab es auch von BRUZZ einen Artikel zu dem Thema mitsamt weiterer Adressen und weil ein Spreadsheet wenig dabei hilft zu vermitteln, wie nahe man der nächsten Portion Pommes ist, habe ich die gesammelten Adressen auch bei Google Maps ergänzt.
Das Spreadsheet ist für Ergänzungen offen und für weitere Geheimtipps bin ich dankbar. Und jetzt bitte eine Portion Fritten.
*update 2020/06/08* Von heute an dürfen die Restaurants und damit auch Frituren in Brüssel und natürlich auch in Belgien wieder öffnen. Damit haben sich die Karten, das Spreadsheet und dieser Text eigentlich überholt.