in wenigen minuten beginnt im kammgarn zu kaiserslautern das zusatzkonzert zum gestrigen „30 jahre jubiläumskonzert“ der walter elf. gleich dabei sind boxhamsters und love a. gestern, bei meinem ersten und längst überfälligen besuch in der ausverkauften kammgarn, spielten spermbirds und geld et nelt. letztere machten dem namen „special guest“ alle ehren, aber dazu später mehr.
den etwas undankbaren anfang mussten die spermbirds machen. vor elf jahren habe ich die punks aus kaiserslautern noch bei einem abschiedskonzert im heidelberger schwimmbad-club verpasst. jetzt habe ich eine idee, was mir damals entgangen ist. es dauerte nicht lange, ehe die ersten crowdsurfer und stage-diver auf die bühne kletterten. auch der moshpit war schnell abgesteckt. ich stand weit hinten, wo sonst die indie-polizei steht und kam aus dem grinsen nicht mehr raus. leider hatte ich die spermbirds erst nach meiner jugend entdeckt. der raue und schnelle punkrock hätte vielleicht einen anderen menschen aus mir gemacht.
schnell liefen alle auf betriebstemperatur. lee hollis schien fit wie eh und je. schlagzeuger beppo götte – angeblich aufgeregt – trieb die band rhythmisch lässig vor sich her und mit „try again“, „americans are cool“ und „my god rides a skateboard“ gab es zahlreiche klassiker.1 nach einer stunde und einer zugabenrunde war das konzert vorbei. selbst wenn nun schluss gewesen wäre, hätte sich der besuch mitsamt eintritt und anreise schon hier gelohnt. die kammgarn war gut eingestimmt und eingespielt.
dann kamen nach ganz kurzer pause und mit einer ordentlichen packung vorschusslorbeeren gelt et nelt. optisch eine mischung aus deichkind auf crystal meth und i’m from barcelona gekreuzt mit der bloodhound gang… auf crystal meth. musikalisch ging es einmal kreuz und quer durch die popmusik, hiphop („mein messer glänzt auch in deinem rücken“), folk, kirmestechno, metal, crossover, volksmusik („schäänes mädsche“). verbal wurds brachial: neben der konsequenten südpfälzischen mundart wurden auch getreu dem motto „reim dich oder ich fress dich“ reime gebrochen oder auch nicht. es war also irgendwie die richtige mischung, um das publikum zu verstören, was bei einigen auch gelang, oder die wartezeit an der bar oder vorm klo oder bei der kippe zu versüßen. auch nach dem fünften lied, wusste ich noch nicht genau, was ich damit anfangen soll. mit etwas abstand stelle ich fest: geld et nelt sind großartig. wenn sich mal wieder die gelegenheit ergibt, werde ich geld et nelt nochmal sehen wollen. da teile der band (oder alle?) inzwischen in berlin leben (song hierzu: „scheiss dir doch net in die hos“), bin ich da recht optimistisch. wer mal reinhören und reinschauen möchte: zu „s lied mit de farwe“ gibts sogar ne art musikvideo.
am ende wurden die zehn mighty mighty pälzer – wie es auf dem betze usus ist – teilweise mit aggressionstaschentüchern und gleich mehreren „schönen gruß und auf wiedersehen“ aber auch mit applaus verabschiedet.
wenige minuten später stand dann endlich die walter elf auf der bühne. mal abgesehen von ein paar besetzungswechseln während des konzerts – die auch der abwechslungsreichen bandgeschichte geschuldet waren – rotierten auch die stagediver im eins-zwei-drei-vier-vierteltakt und leisteten so ihren beitrag zum unterhaltungswert des abends. 30 jahre hinterließen natürlich nicht nur zahlreiche klassiker, die gar nicht alle gespielt werden konnten, sondern auch spuren. aber auch wenn es schwer fällt, geht einem als familienvater der songtitel „hansi müllers schniedelwutz“ über die lippen, ohne dabei rot zu werden. der wunsch nach 20 minuten pause zur hälfte des konzerts klang zu glaubwürdig, als dass ein „nur spaß“-einschub letzte zweifel beseitigen konnte, aber trotzdem oder gerade deswegen wurde der auftritt souverän durchgezogen. beppo, jetzt nicht mehr am schlagzeug, sondern teils mit trompete am mikro stehend, parlierte für alte und neue fans von den hintergründen einzelner songs und gab den erklärbär, wer gerade die bühne verließ oder bereicherte. ein kurzes technisches problem zwischendurch wurde elegant mit kurt dehns „en echter pfälzer racht ken hasch“, das letzte lied von band vor konzertbeginn, mit dem publikum überbrückt. lieder wurden gewidmet, freunde gegrüßt und allmählich blieben noch so viele klassiker und so wenig abend. zusätzlich bereicherten noch weitere cover den abend. nach insgesamt drei zugaben war nach einem klasse konzert dann leider schluss bis zum nächsten abend, bzw. bis zum nächsten anlass für eine große feier, der bitte möglichst bald kommen möge.
am ende war die veranstaltung zumindest für mich neben kettcar das konzert des jahres. vielen dank.
hier noch die setlist der walter elf:
heut‘ oder nie
hertie bei nacht
15 bier
leb‘ wohl hans-peter
warten auf willi
was ihr wollt
crazy horses (the osmonds cover)
das zeichen
ramstein fluchtag
en echter pfälzer racht ken hasch (kurt dehn cover)
acht zylinder sticht
spätzünder
killernieten
peter ist ein arschloch
es wird zeit
showdown
i don’t like mondays (the boomtown rats cover)
diese stadt
die angst des tormanns beim elfmeter
—–
männer in rot
1991
nachts schlag ich meine freundin (mit iris hussong)
hansi müllers schniedelwutz
—–
friggin‘ in the riggin‘ (sex pistols cover)2
—–
12 x u (wire cover)
„warten auf willi“ gibt es seit wenigen minuten auch als video bei youtube. leider ist der sound, den man live auch in berlin selten so gut abgemischt erleben kann, ziemlich grottig. aber der rest stimmt:
bilder soll es hier auch noch geben. aber so toll sind meine fotos vom konzert leider nicht.
*update*
inzwischen gibt es auch „männer in rot“ als video. der klang ist hier deutlich besser, als im video oben, kommt aber nicht an den live-eindruck ran:
„peter ist ein arschloch“ wurde am 29.12.2012 auch einem peter gewidmet:
die killershow vom „ramstein fluchtag“:
und die hymne gegen den tristen zweitliga-alltag:
lange gefordert und dankenswerterweise geliefert: „friggin‘ in the riggin'“ nach walter11-art
und hier gibt es noch sowas von der letzten zugabe: „12 x u“ mit mächtig bass und einer ansage am ende, die hoffentlich wirklichkeit wird.
- an dieser stelle sind auch meine kompetenzen zum namedropping und mein gedächtnis ausgereizt. ↩
- so bin ich übrigens auf diesen blogartikel gekommen. ↩
Vielen Dank für die vielen warmen Worte – auch für die armen Geld et Nelt, die es schwer hatten! Grüße, Beppo
Alles Lob stimmt. Aber eine Botschaft hat die Band net kapiert und damit den i-Duppe verpasst: „Kaiserslautern“, Mann!! Es Publikum wollt „Kaiserslautern“ hören. Und Ihr habt die Botschaft net verstanden. Bitte holts bald nach. Seeehr bald!!