das ankommen

gestern ging es ein wenig drunter und drüber und ein auszug der erasmus-bilanz fiel unter den tisch, deshalb folgt hier ein teil und gleich darauf der nächste. Was bisher geschah:
warum eigentlich schwedendie vorgeschichte

regelmäßige e-mails vorab aus stockholm gespickt mit vielerlei informationen (z.b. die namen und e-mail-adressen anderer campus-bewohner) erleichterten den schritt von hier nach dort. mit google earth konnte ich auch mit erhalt meiner temporären adresse einen ersten blick auf den campus werfen und google sei dank, fand ich auch recht schnell auf blogs von vorab- oder immernoch-solna-bewohnern. auch auf diesen seiten gab es interessante informationen.

die winterklamotten waren gepackt, sämtliche unterlagen zur hand und es konnte losgehen. per flugzeug. in stockholm an der tunnelbana(=u-bahn)-station huvudsta wurde mir versprochen solle ich abgeholt werden. so geschah es auch.
in schweden angekommen, sah ich aus der ferne deutschland von einer kältewelle überrollt und musste feststellen, was es heißt, wenn die sonne um halb vier schon längst von dunkelheit abgelöst wurde. für die „richtige“ dunkelheit im dezember war ich allerdings schon zu spät. mein heim auf zeit, war eine hütte von ca. 18 quadratmeter. sehr funktional eingerichtet.

wie schon erwähnt, ich hatte genug gründe, die mich nach schweden zogen. die wissenschaft, eigentlich wesentlicher teil des studiums, blieb außen vor, denn ich konnte mich nicht in schwedischer sprache ausdrücken. so stand ich bei der stundenplanorganisation vor der wahl, entweder nichts verstehend im höheren studium zu sitzen, immerhin stehe ich in deutschland vor dem ersten abschluss, oder die grundlagen im grundstudium zu wiederholen. schließlich funktioniert die philosophie ja weltweit nach den gleichen regeln. so sah ich mich dann auch anfangs mit studenten konfrontiert, die den deduktiven und induktiven schluss zum ersten mal in der theorie vermittelt bekamen und neben den erneuten vermittlung der philosophie-grundlagen war ich mitten drin im schwedischen redefluss.
ein luxus, um den mich wirtschafts-, politik-, jura- und weitere studenten beneideten, die mit englischsprachigen veranstaltungen vorlieb nehmen mussten, allerdings dann auch entsprechende „echte“/fachliche erfolgserlebnisse verbuchen konnten.

der von mir vorab festgelgte stundenplan, wurde vom fachbereichsreferenten, dessen tür für mich immer offen stand, ohne weiteres abgesegnet. dass in schweden anders studiert wird, als in deutschland, war mir klar. ein kurs wird über einen bestimmten zeitraum im semester konzentriert durchgezogen, danach beginnt ein weiterer. dass man sich vorab für eine richtung entscheiden muss, also, dass ich vorher entweder theoretische oder praktische philosophie zu wählen hatte, war mir nicht klar und wurde mir leider nicht – auch nicht vom fachbereichsreferenten – mitgeteilt.
so brach ich unwissend nach 6 wochen aus einer art klassenverband heraus um in einen anderen hinein zu wechseln. dies irritierte zunächst die lehrenden, wie auch mich, aber auch hier fand man schnell zu einer lösung, für alle beteiligten.

ein aspekt des lebens auf dem campus solna ist der, des lebens auf der straße. mein leben lang, werde ich erzählen, dass ich in stockholm fünf monate auf der straße lebte (was ein wenig übertrieben ist, denn ich wohnte ja im stockholmer vorort solna). auf einer stillgelegten zubringerstraße wurden 72 container/hütten (genannt „cabin“) installiert. in zweien davon gibt es internetverbindung (per netzwerkkabel), eine weitere dient als community-cabin, darüber hinaus gibt es noch eine vorratshütte und eine waschküchenhütte. bleibt also noch platz für 67 studenten. alles austauschstudenten.

im sinne von erasmus sicher kein schlechter umstand, schließlich wurden kontakte innerhalb von europa und bis nach kanada geknüpft, dem kennenlernen des schwedischen völkchens diente dies aber nur bedingt. wer wollte, konnte dies mit dem mentorenprogramm der „student union“ kompensieren und darüber hinaus ein t-shirt der universität abstauben. ich zögerte.

die „student union“ fügt sich – meines erachtens – bestens in das land. die gesellschaft ist durchdrungen mit gewerkschaften. nahezu jeder betrieb hat gewerkschaftsmitglieder. konstanz hat durch das landeshochschulgesetz nicht einmal einen echten asta. stockholm auch nicht, dafür gibt es aber die „studentengewerkschaft“, per gesetz. in dieser findet das statt, was in deutschland noch von der uni, den fachschaften und eben den asten veranstaltet wird. der semesterbeitrag geht komplett an die gewerkschaft. trotzdem stand ich am ersten mai nicht auf der straße (naja, immerhin lebte ich dort ja schon).

die vorgeschichte

nach den gestrigen zeilen über das „wieso eigentlich schweden„, heute: die vorbereitenden maßnahmen:
das bachelor-studium ist schon was feines. die drei jahre sind – jedenfalls an der uni konstanz, genauer im fachbereich philosophie – gut durchdacht und gut geplant. nur bleibt auf den ersten blick keine zeit für ein auslandssemester. wieso auch, das gelobte land der philosophie heißt usa und um in einem austauschprogramm dort hin zu kommen, muss man schon drei jahre studiert haben. aber es muss ja nicht immer die usa sein.
bis ich das verstanden hatte, habe ich die aufnahmefrist für die erasmus-bewerbung zum wintersemester 2005/06 verpasst. um 2 wochen. es wäre auch zu überstürzt gewesen. zumal es eben noch einen pflichtkurs in konstanz zu studieren galt. also schickte ich die bewerbung pünktlich für das sommersemester 2005/06 ein.
die annahme erfolgte umgehend und die organisation konnte beginnen. mit dem bestätigungsschreiben der stockholms universitetet erhielt ich neben weiteren bewerbungsunterlagen auch ein formular in dem ich angeben wollte, ob ich in ein wohnheim ziehen wollte. der wohnungsmangel in stockholm war mir bekannt, deshalb zog es mich ins wohnheim.
hier hatte ich die wahl zwischen:
– eigenes zimmer auf sehr großem korridor, sehr große küche, sehr viele mitbewohner
– eigenes zimmer auf großem korridor, große küche, viele mitbewohner
– eigenes zimmer, eigene küche, keine mitbewohner.
letztere wahlmöglichkeit richtete sich an (frei übersetzt) „studenten, die schon mal alleine gewohnt haben“, also auch an mich. mir wurde von menschen, die schon einmal in stockholm waren empfohlen, mich für das „lappis“ zu bewerben, was, wie sich später herausstellte, möglichkeit 2 gewesen wäre. unwissend kreuzte ich aber möglichkeit 3 an und habe mich damit für den campus solna entschieden.
das wäre – neben der buchung von billigflügen hin/zurück – im großen und ganzen die organisation gewesen, wäre es nicht so, dass das sommersemester in schweden schon ende januar beginnt, in deutschland zu diesem zeitpunkt aber nicht einmal das wintersemester beendet ist. der fachbereich wollte mir aber keine steine in den weg legen und so ließ sich in jedem fach eine lösung finden, die alle beteiligten zufrieden stellt und mir die möglichkeit gab, die nötigen scheine zu erwerben.
vielen dank an dieser stelle.

morgen oder übermorgen dann die ersten zeilen zu meiner ankunft

ein student in uppsalalala

valborg, das ist weniger die mehr destruktive deutsche hexennacht in der vorderpfalz, sondern ein gefühlter skandinavischer spring break. mit sehr viel alkohol 1.

während am 30. april schwedenweit hauptsächlich der winter verfeuert wird und der könig in stockholm seinen geburtstag feiert, finden sich in der mit ca. 120.000 einwohnern viertgrößten schwedischen stadt uppsala gefühlte 50.000 junge und junggebliebene menschen ein und feiern.
traditionell beginnt der tag mit einem sektfrühstück. um 7uhr! zu der zeit habe ich allerdings noch in stockholm gepennt. das forsrännigen – eine art seifenkistenrennen mit flößen – um 10uhr habe ich ebenfalls verpasst, allerdings schon im wachzustand und duschend.

nach kurzer und kostenloser zugfahrt (zug überfüllt, valborg-touristen ruhig) warfen sich meine begleiter und ich in den alkoholgeschwängerten wahnsinn. etwa zehn minuten nach der ankunft trafen wir die ersten solna-„mitbewohner“ (alle sympathisch!), weitere fünf minuten später zogen derer 14 (nicht minder sympathisch) durch die historischen gassen. ich war aber leider in anderer mission unterwegs und musste den kreis zugunsten der übernachtungsmöglichkeit und nation-party leider vorzeitig verlassen.

kleiner exkurs: nationen sind in uppsala kleine herkunftspools, die forum und heim in der fremde sein sollen und die sozialaufgaben der uni übernehmen, sowie das partyprogramm unterhalten. exkurs ende.

als nach kurzem bbq auf überfüllter wiese mein gepäck im wohnheim verstaut war, wollten wir (gemütlich eingepegelt) dem uni-rektor und den studenten dabei zusehen wie sie mit einer mütze (die es zum abi gibt) dem frühling zuwinken, wir kamen aber zu spät und zogen zur nächsten nation um uns eine halbe stunde anzustellen. im garten des anwesens gab es eine art wet-shirt-contest in dekadent: champagnergalopp! für den preis von 100 kronen gab es champagner flaschenweise zu kaufen und da die meisten schon seit 7uhr am saufen waren, spritzten und schütteten sich die studenten den inhalt gegenseitig in die augen oder über die klamotten.
vielleicht war es die frische luft oder lag es an der euphorie der menschen,
ich musste mit der ersten müdigkeit kämpfen (liegt wohl auch daran, dass ich ne spaßbremse bin). zur hilfe kam mir eine pfälzerin, deren namen mir nicht mehr einfällt, die ich aber wohl eh nicht mehr sehen werde.

als sich die musikqualität der alkoholquantität anpasste vollzogen wir einen kleinen ortswechsel in die bude einer schwedin, die wohl zum ersten und letzten mal unbedacht ein paar freunde zum kaffee eingeladen hat („ska vi fika?„) und dann etwa 15 kaffee-bailys ausschenken musste. danach gab es eine ruhe pause vor der größten after-valborgåsk-party vor ort. (war es die värmlands-nation?)
die musik war teilweise richtig grausam – hey, ich hab 15 minuten zu hiphop getanzt – aber, da ich mir den kater am nächsten tag ersparen wollte, verordnete ich mir alkoholfreie gute laune und hatte ne menge spaß.

auch wenn die vorzeichen für die feierlichkeiten für mich eher ungünstig waren, denn planmäßig hätte ich gar nicht mitfeiern können, war/bin ich froh, diese gelegenheit dann doch beim schopfe gepackt zu haben. (viel zu wenige) bildeindrücke hier:

vallborg
im hintergrund (nicht zu sehen und nicht zu hören): eine band

valborg @ uppsala
vormerken für meinen nächsten geburtstag und mit einer solchen mütze mir eine freude machen

champagnergalopp
hopp hopp hopp champagnergalopp

vallborg
schlechte musik ins richtige licht gerückt

  1. und einem sehr, dass mindestens 21 „e“ umfasst (da wären auch wieder die parallelen zur pfalz)

juristen und ihr leid (im vergleich)

juristen haben keine freunde, juristen haben bücher. klar kenne ich den spruch. er ist uralt, aber nicht ganz falsch. anders als lehramtsstudenten müssen juristen im studium wirklich ackern. es gibt wochen, da verbringe ich mehr zeit in der bibliothek als zu hause

der kerl kennt sich aus, denn er studiert – laut spon – mit 20 (schon) im dritten semester jura!!! es ist so langweilig, wenn klischees aufgehen…